Zum Nachlesen

braun nieder, grün auf,

blau darüber, gelb darauf

Das alte Flachsrätsel aus dem Innviertel beschreibt den Weg der Flachspflanze von der Aussaat bis zum Trocknen nach der Ernte:

Braune Leinsamen werden gesät.

Grüne Stängel wachsen bis zu einem Meter zwanzig hoch.

Blaue Blüten gehen auf.

Samenkapseln, genannt Bollen, werden geerntet.

Die Pflanzen werden aus dem Boden gezogen und in Bündeln zum Trocknen aufgestellt, bis sie gelb sind.

Flachs ist eine einjährige Pflanze, sie heißt auch Lein. Die Leinsamen enthalten Leinöl, die Pflanzenstängel werden zu Garn verarbeitet.

 

Die Aufbereitung dafür ist arbeitsaufwändig. Um die Stängel von den Samenkapseln zu befreien, werden sie in Bündeln durch Riffelkämme gezogen. Der Flachs wird drei bis fünf Wochen auf einem Feld ausgebreitet und in der Sonne mürbe gemacht. Die Stängel werden geröstet, um die Fasern zu lösen und von Unbrauchbarem zu trennen. Die so vorbereiteten Flachsstängel werden anschließend mit einem Werkzeug, genannt Brechel, aufgebrochen. Dadurch legt man die begehrten innenliegenden Fasern frei. Diese werden von den letzten holzigen Resten befreit und gekämmt. Die Feinheit der Fasern entscheidet bereits über die Qualität des damit gewebten Leinens.

Pro Stängel können bis zu 20 Fasern gewonnen und mit Handspindel oder Spinnrad versponnen werden. Das gesponnene Garn wird zu Strängen gewickelt, dann in Holzaschen- und Knochenlauge aufgekocht. Dadurch wird es weich und biegsam. Anschließend wird das Garn auf kleine Spulen gewickelt, die zum Weben verwendet werden.

 

Der enorme Arbeitsaufwand erklärt die ständig schwelenden Geldstreitigkeiten zwischen armen Leinenwebern und reichen Leinenhändlern. Die Produkte der Rieder Leinenweber waren nicht nur in der Region hochgeschätzt. Sie wurden über Händler und Handelshäuser weit über das Innviertel hinaus vertrieben.

Der große Handwebstuhl weist darauf hin, welch bedeutende Rolle früher die Erzeugung von Textilien in Ried hatte. Er stammt aus der Werkstätte von Berta Schatzdorfer (geb. 1902, + 1974).

Sie war die letzte Weberin in Ried.