In unsicheren Zeiten hatten die Menschen ein besonders großes Schutzbedürfnis. Dafür gab es Breverl. Die Bezeichnung kommt von „litera brevis“ und bedeutet „kurzer Brief“. Der Gebet- bzw. Schutzbrief enthält neun Kupferstiche, die meist Heilige darstellen. Er ist in Dreierblöcke aufgeteilt und vierfach gefaltet. Das mittlere Bild ist meist hochklappbar, darunter sind zahlreiche Amulette aufgeklebt. Der Schutzbrief wurde wegen seines religiösen Inhalts in reich verzierten Stofftaschen oder in Behältnissen aus Metall aufbewahrt. Man trug das Breverl meist direkt am Körper. Die Hülle durfte auf keinen Fall geöffnet werden, da sonst die Wirkung verloren gegangen wäre. Von der katholischen Kirche wurde das Breverl-Brauchtum nur halb geduldet, zeitweise auch heftig bekämpft und im Zeichen der Aufklärung teilweise verboten.
Ein weiteres Schutzamulett ist die Fraisenkette. Sie sollte die Kinder vor der gefürchteten Krankheit bewahren. Solche Ketten wurden an die Wiege gehängt oder dem kranken Kind über die Brust gelegt. Die Fraisen waren verschiedene Krankheiten, deren gemeinsames Symptom Krämpfe waren. Viele davon gingen auf Mangelernährung zurück.