Die Leinenweberei war lange Zeit das blühendste Handwerk in Ried. Vor rund 450 Jahren waren etwa 900 Personen in diesem Handwerk tätig. 100 Jahre später lebten noch 600 Personen von der Leinenweberei.
Im westlichen Vormarkt, heute Rainerstraße Nr. 11, war das alte Leinenweber-Zunfthaus. Hier gab es auch eine zeitweilige Herberge für die Leinenwebergesellen, die „Knappenschaft“. Im Zunfthaus trafen sich die Meister alle 14 Tage zu den „ordentlichen Zechtagen“. Im Beschauraum fanden die Qualitätskontrollen statt. Nur perfekte Produkte wurden mit Siegel für den Verkauf freigegeben. Die Zunftgenossen bildeten die Bruderschaft zum hl. Ulrich.
Die vielen Leinenweber waren von relativ wenigen Händlern abhängig. Die Streitigkeiten zwischen Leinenhändlern und Webern in Ried belegen die soziale Kluft zwischen Produktion und Handel. Die Leinenhändler gehörten bis vor rund 250 Jahren zu den angesehensten und reichsten Bürgern des Marktes. Rieder Leinen wurde im größten Teil des Landes ob der Enns und darüber hinaus bis nach Südtirol, Passau, Regensburg, Nürnberg und Würzburg gehandelt.